08. Oktober 2000
Alt-katholische Gemeinde
Stuttgart, Katharinenkirche
Zelebranten (Zel.):
Pfarrer (Pfr.), Kurat
MinistrantInnen (Min.)
Gottesdienstablauf
Eröffnung
1.
Einzug mit Orgel: Zelebranten + MinistrantInnen |
|
2.
Eingangslied: |
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3.
Liturgische Eröffnung |
Pfr. |
4.
Impuls: Einmal werde ich unter den vielen |
U/J |
5.
Begrüßung |
U/J |
6.
Kyrie mit Kyrieruf "Herr, erbarme Dich"
(Janssens) |
Pfr. |
7.
Gloria-Lied: (C17) Die Herrlichkeit des
Herrn (Kanon) |
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8.
Gebet des Tages |
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Wortgottesdienst
9.
Lesung Phil 4,4-9 |
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10. Zwischengesang:
(207) Herr, unser Gott, wie bist ... |
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11. Hallelujaruf
vom Tag (1 Joh 4,12b) Nr. 326,4 |
|
12. Evangelium
Mt 7,7-12 |
Kurat |
13. Predigt |
Pfr. |
14. Partnerschaftssegnung |
U/J Zel. |
15. Fürbitten
(Gemeinde/Verwandte/FreundInnen) |
|
Mahl
des Herrn
16.
Friedensgruß |
Zel. |
17.
Kollekte (für diakonische Aufgaben) |
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18.
Bereitung der Gaben |
Min. |
19.
Lied: (D29) Nimm, o Herr, die Gaben |
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20.
Gebet über die Gaben |
Zel. |
21.
Sanctus: (B9) Heilig bist Du, Ursprung der
Welt |
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22.
Eucharistiegebet |
Zel. |
23.
Brotbrechen - Lied: (D41) In Deiner
Schöpfung |
|
24.
Vater unser |
|
25.
Kommunion |
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26.
Stille |
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27.
Danklied: (D58) Komm, Gott, segne uns |
|
28.
Bitte um den Segen
(Verwandte/Freunde/Gemeinde) |
Pfr. |
29.
Vermeldungen |
KV |
30.
Einladung zum Stehempfang |
U/J |
31.
Schlusslied: (D18) Dass Du mich einstimmen
lässt |
|
32.
Auszug mit Orgel ð
Ökumenesaal (Zel., Min., U/J) |
|
Einzug
Eingangslied Herr, wir
bitten, komm und segne uns
Eröffnung
P: Im
Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
A: Amen.
P: Der
Herr ist mit uns.
A:
Gepriesen ist der Herr, der unter uns ist.
Impuls:
Gedicht zur Segnung
(Ulrich)
Einmal
werde ich unter den vielen
einen
Freund finden, der bei mir bleibt,
der auf
mich wartet, wenn ich fortgehe,
der noch
da ist, wenn ich zurückkomme.
(Jens)
Er hat
Zeit für mich, wenn ich ihn brauche,
er hört zu
unabgelenkt,
er ist mir
zugewandt in Distanz und Liebe.
(Ulrich)
Er hat
Vertrauen zu mir, er erwartet Gutes
und lässt
sich nicht beirren durch mein Versagen.
Er gibt
mir Spielraum und Freiheit zu sein, der ich bin,
er knüpft
seine Freundschaft nicht an Bedingungen.
(Jens)
Er ist
wahrhaftig und täuscht mich nicht,
er sagt
mir meine Fehler und Schwächen
zur
richtigen Zeit, behutsam und hilfreich.
Er wird
mir verzeihen.
(Ulrich)
Er hat
Sorge und Angst um mich,
wenn ich
verzweifelt bin
und nicht
den richtigen Weg gehe.
Er behält
die Hoffnung, auch wenn ich sie aufgebe.
(Jens)
Wenn ein
anderer solch einen Freund sucht,
will ich
für ihn dieser Freund sein.
Begrüßung (Ulrich/Jens)
von
Gemeinde, Familien, FreundInnen, KollegInnen und Bekannten
Kyrie mit
Liedruf Herr, erbarme dich (Janssens)
Gloria
(Kanon) Die Herrlichleit des Herrn bleibe ewiglich
Gebet des
Tages
O Gott, Schöpfer, der die
Welt liebt, wir bringen dir unser Leben dar, unsere Worte und Taten, unsere
Hoffnungen und Ängste und unsere Liebe füreinander. Nimm uns an, wie wir sind.
Mach uns zu dem, was du von uns willst.
Und -
durch die Hilfe deines Heiligen Geistes - ermögliche es uns, ein Zeichen für
deine Liebe in der Welt zu sein. Durch Christus unsern Herrn. Amen.
Lesung (Phil 4,
4 - 9)
aus dem
Brief des Apostels Paulus an die Philipper
4Freut
euch im Herrn allzeit. Nochmals will ich es sagen: Freut euch. 5Eure
Freundlichkeit werde allen Menschen bekannt: Der Herr ist nah.
6Sorgt
euch nicht. Nein: In allem sollen durch das Gebet und das Flehen unter
Danksagung eure Bitten vor Gott sich bekunden.
7Und
der alles Denken übersteigende Friede Gottes wird in Eins mit dem Messias Jesus
eure Herzen und eure Gedanken schirmen. 8Im übrigen, Schwestern und
Brüder: Mit allem, was wahr ist, was ehrwürdig, was gerecht, was gottgeweiht,
was liebenswert, was wohlberufen, wenn es Gut-Tat und Lob gibt - mit dem
rechnet.
9Was
ihr gelernt und überkommen, gehört und gesehen an mir - das macht. Und der Gott
des Friedens wird mit euch sein.
L: Soweit die Worte der
Lesung.
A: Gott, dem Herrn, sei
Dank.
Zwischengesang Herr,
unser Herr, wie bist Du zugegen
Halleluja-Ruf (1 Joh 4,
12b)
V:
Halleluja, Halleluja, Halleluja.
Wenn wir
einander lieben, bleibt Gott in uns,
und seine
Liebe ist in uns vollendet. A:
Halleluja
Evangelium (Mt 7, 7
- 12)
P: Aus dem
Heiligen Evangelium nach Matthäus.
A: Ehre
sei Dir, o Herr.
In jener
Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
7Bittet
- so wird euch gegeben. Sucht - so werdet ihr finden. Klopft - so wird euch
geöffnet.
8Denn:
Jeder Bittende empfängt; und der Suchende findet; und dem Klopfenden wird
geöffnet.
9Oder:
Wer unter euch ist der Mensch, der - bäte sein Sohn um Brot - ihm gäbe einen
Stein? 10Und bäte er um einen Fisch, ihm gäbe eine
Schlange? 11Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren
Kindern gute Gaben zu geben wisst, um wie viel mehr wird euer Vater - der in
den Himmeln - denen Gutes geben, die ihn bitten.
12Alles
nun, was ihr wollt, dass die Menschen euch tun, das tut ihnen ebenso. Denn: Das
ist das Gesetz und die Propheten.
P:
Evangelium Jesu Christi.
A: Lob sei Dir, Christus.
A:
(gesungen) Halleluja.
Predigt (Pfarrer
Joachim Pfützner)
Der Gott des Friedens wird
mit euch sein
Lieber Jens, lieber
Ulrich,
liebe Angehörigen und
Freunde der Familien Varoquier und Schürrer,
liebe Gemeindemitglieder
und Gäste!
Beim Nachsinnen über die
beiden gerade gehörten Schrifttexte, insbesondere des zuletzt verlesenen
Evangeliums, erinnerte ich mich an eine Begebenheit aus meiner Kinderzeit. Ich
war damals in der dritten Grundschulklasse, hatte also die Erstkommunion gerade
hinter mir und war seitdem stolzer Besitzer eines Fotoapparats. So zufrieden
ich zunächst damit war – ich musste bald eine wesentliche Grenze feststellen,
nämlich die, dass ich mit diesem Fotoapparat nur Außenaufnahmen machen konnte,
während ich für Innenaufnahmen ein Blitzlichtgerät brauchte. Und so wuchs in
mir allmählich die Sehnsucht nach einem solchen Blitzlichtgerät. An keinem
Fotoladen kam ich vorbei, ohne im Fenster nachzuschauen, was dort an Blitzlichtgeräten
geboten war. Meinen Eltern erzählte ich davon, meiner Großmutter und meiner
Tante, aber weit und breit war kein Anlass zu sehen, weshalb mir jemand das
ersehnte Gerät schenken sollte. Und mein Taschengeldeinkommen betrug damals –
Anfang der sechziger Jahre – 1,-- DM pro Woche. Ich musste also sparen, und es
dauerte eine lange Zeit, bis ich genügend Geld für die Erfüllung meines
Wunsches beisammen hatte. Ich sehe mich heute noch in der Erinnerung am
Schaufenster des Fotoladens stehen, wieder und immer wieder, die Nase sehnsuchtsvoll
platt gedrückt an der Scheibe, innerlich ausrechnend, wie lange es wohl noch dauern
würde, bis ich am Ziel meines Wunsches angelangt war.
Wenn ich beschreiben
soll, was Sehnsucht ist, fällt mir dieses Bild ein. Dabei ist es eigentlich
eine ziemlich materielle Sehnsucht, die es aufgreift, wo das Leben doch ganz
andere und sehr viel wesentlichere Sehnsüchte aufkommen lässt: Sehnsucht nach
Frieden, nach Gesundheit, nach Anerkennung, nach Liebe. Aber in meiner
Erinnerung ist nicht mehr das Blitzlichtgerät das Entscheidende, sondern das
Warten darauf: dieses Gefühl, es fehlt etwas, es gibt da eine Leere, es ist
etwas noch nicht fertig; ein Gefühl, das ganz tief in uns eine Unruhe auslöst.
Sehnsucht: Da steckt das Wort „suchen“ drin, aber auch das Wort „Sucht“.
Sehnsucht ist also etwas, das uns ganz und gar ergreift. Die damit verbundene
Unruhe ist wie eine Kraft, die uns antreibt, wieder und wieder. Und sie scheint
zu bleiben, bis das Fehlende ergänzt, die Leere ausgefüllt, das noch nicht
Fertige fertiggestellt ist. Die Zufriedenheit, die dann eintritt, ist allerdings
eine nur vorläufige; meistens kommen neue Sehnsüchte in uns auf, so dass wir
weiterstreben nach Erfüllungen. Sehnsüchte gehören zu unserem Leben; sie sind
ein Zeichen von Lebendigkeit.
Die beiden Schrifttexte
dieses Gottesdienstes lassen Sehnsüchte anklingen, beide in einem
grundsätzlichen Sinn, indem sie auffordern, um Erfüllung der in uns lebenden
Sehnsüchte zu bitten, und indem sie verheißen, dass Gott uns geben wird, worum
wir bitten. Und genau hier kommt Ihr, lieber Jens und lieber Ulrich, für mich
in den Blick. Ihr habt meiner Frau und mir bei unserem Besuch vor einigen
Monaten viel von Euch erzählt, und ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage:
In Euren Lebensgeschichten spielte die Sehnsucht nach Liebe eine gewichtige
Rolle. So verschieden Eure Wege waren – diese Sehnsucht nach Liebe trieb Euch
umher, sie ließ Euch jene Unruhe spüren, von der ich eben sprach: Ein großer
Suchprozess mit je eigenen und ganz unterschiedlichen Stationen und mit der
Entdeckung, die Liebe anderswo suchen zu müssen als sonst üblich, nämlich im
gleichen Geschlecht. Eine Entdeckung, die einerseits beglückend ist, weil die
Suche nun ein Ziel hat, und die andererseits betrüblich ist, weil sie mit der
Hürde vielfältiger Vorurteile zu kämpfen hat, wenn auch die Entwicklung in
unserer Gesellschaft positiv verläuft – denken wir nur an die gegenwärtige
Diskussion einer Rechtsgrundlage gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, ein –
wie ich denke – Meilenstein auf dem Weg zu ihrer allgemeinen Akzeptanz. Der
Suchprozess endete schließlich darin, dass Ihr Euch kennen lerntet und näher
kamt und dass Ihr aneinander ein gutes Stück jener Erfahrungen machen durftet,
die der Eingangstext „Einmal werde ich unter den vielen einen Freund finden“
beschreibt. Die Sehnsucht Liebe hat also eine erste Erfüllung gefunden. Wir
konnten dies bei unserem Besuch auch sehr gut spüren.
Eine andere Sehnsucht,
die Euch umtreibt, hat mit den Hürden zu tun, die ich vorhin andeutete. Was Ihr
füreinander empfindet, löst nicht, wie wir das sonst in der Liebe zweier Menschen
erleben, nur Sympathie – wörtlich übersetzt: Mitgefühl – aus. Theoretisch sind
Euch die Schwierigkeiten auch bewusst, aber in der Praxis tut es weh, wenn die Schwierigkeiten
mit Eurer Beziehung nicht irgendwer hat, sondern ausgerechnet Menschen, die
Euch wichtig sind und die Ihr lieb habt. Es ist eine bittere Realität, die sich
nicht mit Argumenten auflösen lässt, denn die treffen nur den Kopf. Das Herz
und der Bauch aber öffnen sich erst, wenn die Liebe sprechen kann. Die Liebe,
die einen Menschen annimmt auch dann, wenn er sich als anders erweist, als wir
uns das wünschen. Die Liebe, die sich bedingungslos gibt, die sich
verschwenderisch verschenkt, einfach um des anderen willen.
Diese Liebe hat in Jesus
Gestalt bekommen, und sie erzählt von Gott. „Gott ist die Liebe“, formuliert
der Erste Johannesbrief (4,16). Und so erleben wir, wie Jesus sich gerade
solchen Menschen zuwendet, die ungeliebt sind, weil sie oder ihr Verhalten von
der Gesellschaft nicht akzeptiert werden. Da sind die Zöllner, die als
Kollaborateure und Betrüger galten: Trotzdem
sitzt Jesus an ihren Tischen und ruft sie in seine Nachfolge. Da sind die
Aussätzigen, die regelrecht ausgestoßen waren und sogar noch jedem, der sich
ihnen näherte, zuzurufen hatten: „Aussatz! Aussatz!“ Trotzdem berührt Jesus sie. Und da sind die Frauen, die
gesellschaftlich bedeutungslos waren und mit denen ein Mann öffentlich nicht
sprechen durfte: Trotzdem tut Jesus
das, z.B. mit der sogenannten „Sünderin“, die ihm die Füße mit kostbarem Öl
salbt, mit der Frau am Jakobsbrunnen, deren Sehnsucht nach Liebe in der Zahl
ihrer Männer offenbar wird, und mit der Ehebrecherin, der er öffentlich
verzeiht, obwohl das Gesetz des Mose die Steinigung vorschreibt. Und noch eine
Begebenheit zeigt diese besondere Art der Liebe Gottes, der Jesus Gestalt gibt:
Er bittet um Verzeihung für die, die ihm zu Unrecht ans Leben gehen.
Die Trotzdem-Liebe macht
uns auf Defizite, auf Unvollkommenheiten aufmerksam. Sie lehrt uns, die
Sehnsucht Liebe, die in jeder und jedem von uns wohnt, ernst zu nehmen, so wie
Gott sie ernst nimmt durch das Beispiel seines Sohnes. Erst wenn wir in dieser
Weise bedingungslos Zuwendung erfahren, um unserer selbst willen und nicht,
weil irgend etwas an uns liebenswert erscheint, das sich möglicherweise ja
eines Tages nicht mehr als so liebenswert erweisen könnte, erst dann erfahren
wir den „Schalom Gottes“, im Deutschen gern mit „Frieden Gottes“ übersetzt, so
auch in der Lesung: „Und der alles Denken übersteigende Friede Gottes wird in
Eins mit dem Messias Jesus eure Herzen und eure Gedanken schirmen“ (Phil 4,7).
„Friede“ dann aber in einem viel umfangreicheren Sinn, also nicht einfach nur
verstanden als ein Vermeiden von Streit und Gewalt. Friede dann vor allem im
Sinn von Wohlergehen, Glück, Zufriedenheit, Heil.
Um dieses „Schalom“
willen, nach dem jeder Mensch sich sehnt, den Gott aber – das ist unser Glaube
– für jeden Menschen will – deshalb
auch „Schalom Gottes“ – um dieses
„Schalom Gottes“ willen begehen wir heute diese vielleicht ungewöhnliche Feier,
die für uns aber eben nichts Ungewöhnliches darstellen kann, weil sie dem Weg
Jesu folgt, der der Sehnsucht jedes Menschen nach Wohlergehen, Glück,
Zufriedenheit und Heil entgegenkommt und sie bedingungslos stillt. Wir erfüllen
also durch diese Feier den Willen Gottes für Jens und Ulrich. Und wir dürfen in
ihrer Liebe die Gegenwart Gottes ebenso entdecken wie in der Liebe, die erfahrbar
wird, wenn Jesus auf Menschen zugeht und sie annimmt, so wie sie sind, und in
der Liebe, die die Partnerschaft einer Frau und eines Mannes erfüllt. Die Ehe
ist zwar mit anderen Formen der Partnerschaft und Gemeinschaft nicht einfachhin
vergleichbar, basiert sie doch darauf, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen und ihm den Auftrag,
sich zu vermehren, gegeben hat (Gen
1,27f.; 2,18ff.; Mt 19,4f.; Mk 10,6ff.), doch lässt sich daraus keinesfalls
folgen, dass diese anderen Formen, auch die gleichgeschlechtliche Liebe, vor
Gott keinen Stellenwert hätten. Liebe hat immer etwas mit der Sehnsucht nach
Zuwendung und Annahme zu tun, und auf dieser
Ebene müssen wir suchen, wollen wir hier eine Antwort Gottes erfahren.
Liebe Schwestern und
Brüder, von den in uns wohnenden Sehnsüchten sind wir ausgegangen, die alle
zusammen genommen die Sehnsucht nach Leben
bedeuten. Für Jens und Ulrich bedeutet Leben, dass ihre Liebe ernst genommen
und auch verstanden wird, und: dass
sie gelingt, dass sie also wach in ihnen bleibt, um in ihrer Atmosphäre weiterwachsen,
also leben zu können. Ein Blick in unsere Gesellschaft zeigt, wie schwierig das
ist. Offensichtlich fühlen wir Menschen uns eher in unserem Wachstum durch das
Wachstum anderer behindert, und wir meinen, erst dann richtig wachsen zu
können, wenn die Konkurrenz ausgeschaltet ist: das Kain-und-Abel-Phänomen. Gott
zeigt uns jedoch einen anderen Weg. Er will, dass alle wachsen, dass jeder
Mensch Erfüllung findet in seiner Sehnsucht nach Leben. Und er tut, wie in
allen Wachstumsprozessen, das Seine hinzu. Augustinus hat diese sehnsuchtsvolle
Suche nach Leben und Erfüllung so beschrieben: „Unruhig ist unser Herz, bis es
ruht in dir, o Gott." So wird der Gott des erfüllten Lebens auch Euch,
lieber Jens und lieber Ulrich, begleiten und Euch anbieten, was Ihr braucht,
damit Eure Liebe und in ihrer Atmosphäre auch Euer je eigenes Wachstum gelingt.
Das setzt Vertrauen voraus, Gottvertrauen, und dieses Gottvertrauen habt Ihr in
der Einladung zu dieser Feier bekundet. Es ist Euch auch zugesagt in den beiden
Schrifttexten, die Ihr selbst ausgewählt habt. „Sorgt euch nicht“, heißt es da,
„rechnet mit allem, was wahr, was ehrwürdig, was gerecht, was gottgeweiht, was
liebenswert, was wohlberufen ist“ (Phil 4,6.8). Und: „Bittet, so wird euch
gegeben. Sucht, so werdet ihr finden. Klopft an, so wird euch geöffnet... um
wieviel mehr wird euer Vater – der in den Himmeln – denen Gutes geben, die ihn
bitten“ (Mt 7,7.11). Das ist die Basis für Euren gemeinsamen Weg, es ist die
Basis, ihn liebevoll anzunehmen nach dem Beispiel Jesu, und es ist schließlich
die Basis für den Segen, der Euch und Eurem gemeinsamen Vorhaben nun zugesprochen
werden soll.
Amen.
Partnerschaftssegnung
Einführung
„Der Gott des Friedens
wird mit euch sein.“ Im Vertrauen auf diese Zusage seht Ihr, Jens und Ulrich,
Eure Liebe. Im Vertrauen auf sie wollt Ihr Eure Zukunft gemeinsam gestalten. Es
ist in vielfacher Hinsicht kein einfacher Weg, der vor Euch liegt. Als Christen
dürfen wir jedoch zuversichtlich sein, dass das Licht der Gegenwart Gottes, das
Licht Christi, das seit der Taufe in unserem Leben brennt, niemals verlöscht.
Kerzenzeremonie
(vor dem
Altar stehen 5 kleinere Kerzen und die Partnerschaftskerze. Nach jedem
Abschnitt wird eine kleinere Kerze an der Osterkerze entzündet und wieder
abgestellt. Am Schluss entzünden Jens und Ulrich mit ihren Kerzen gemeinsam die
Partnerschaftskerze.)
1. Kerze (Priester)
Wir leben in mancher
Dunkelheit. Wir fühlen uns oft unsicher. Manchmal fürchten wir uns. In der
Dunkelheit entzünden wir ein Licht der Hoffnung.
2. Kerze (Mutter)
Wir haben alle Sorgen.
Wir haben Schmerzen erfahren. Jeder von uns hat Sünden zu bereuen. In unserem
Schmerz entzünden wir ein Licht der Vergebung.
3. Kerze (andere Mutter)
Manchmal sind wir einsam
und die Welt erscheint kalt und hart. In unserer Einsamkeit entzünden wir ein
Licht der Wärme.
4. Kerze (Ulrich)
Wir haben unsere Freuden,
unsere Zeiten des Glücks. Wir alle erhalten Geschenke. Deshalb entzünden wir
ein Licht des Dankes.
5. Kerze (Jens)
Wir empfinden Ehrfurcht,
erfahren Wunder und Geheimnisse und den Glanz der Vollkommenheit in unserer
unvollkommenen Welt. Dafür entzünden wir ein Licht des Lobpreises.
(Ulrich und Jens
entzünden gemeinsam die Partnerschaftskerze)
Wir bringen viele
Ungewissheiten, viele Sorgen, viele Freuden und so manche Wunder zusammen.
Mögen unsere Lichter zu
einer einzigen Flamme werden, damit wir uns alle an ihrer Glut erwärmen können.
Partnerschaftsversprechen Ulrich
Jens, ich verspreche Dir,
mit Dir eine
Lebensgemeinschaft einzugehen.
Ich will Dich aus Gottes
Hand nehmen.
Ich danke Dir für das
Geschenk Deiner Liebe.
Ich will die Liebe, die
zwischen uns beiden ist, schützen und bewahren, sie so gestalten, dass sie
wächst, sich verändert und vertieft, und alles tun, damit unsere Partnerschaft
Bestand hat.
Ich wünsche uns, dass wir
an der Behutsamkeit miteinander, an der Wahrhaftigkeit voreinander und an
der Verantwortung füreinander festhalten.
Ich will Dir treu sein
und Dir vertrauen.
Ich will Dir ehrlich und
achtungsvoll begegnen und in Freud und Leid, in guten und in schwierigen Zeiten
zu Dir stehen; ich will mein Leben mit Dir teilen in der Fülle und im Mangel.
Ich will Dir helfen und für Dich sorgen und Deine Hilfe und Sorge dankbar
annehmen.
Ich will mich freuen,
wenn Du fröhlich bist, und mit Dir trauern, wenn Du traurig bist. Ich will
Deine Interessen und Hoffnungen für die Zukunft teilen und Dich an meinen
teilhaben lassen.
Ich will Dir zuhören,
will versuchen, Dich zu verstehen, wenn ich nicht mit Dir einer Meinung bin,
und will unsere Partnerschaft durch die Kraft der Vergebung immer wieder
erneuern.
Ich entscheide mich, mir
Dir einen Lebensbund zu schließen.
Ich weiß, der Weg wird
nicht immer einfach sein, aber mit Dir ist mein Leben reicher.
(Ulrich steckt Jens den Ring an.)
Das verspreche ich Dir,
so wahr mir Gott helfe.
Partnerschaftsversprechen
Jens
Ulrich, ich verspreche
Dir,
mit Dir eine
Lebensgemeinschaft einzugehen.
Ich will Dich aus Gottes
Hand nehmen.
Ich danke Dir für das
Geschenk Deiner Liebe.
In Liebe und Treue
verbunden will ich mit Dir
durch unser beider Leben
gehen.
Ich will für unsere Liebe
einstehen, sie schützen und bewahren.
Ich will Dir ehrlich und
achtungsvoll in Deiner Einzigartigkeit begegnen.
Ich wünsche uns, dass wir
an der Behutsamkeit miteinander, an der Wahrhaftigkeit voreinander und an der
Verantwortung füreinander festhalten.
An jedem Schönen will ich
mich erfreuen, an Deinen Erfolgen teilnehmen und Dich in Deiner Kreativität
unterstützen.
Deine Stärken und Deine
Schwächen will ich mittragen,
deine Träume und Grenzen
kennen lernen.
Ein offenes Ohr soll mich
stets Deinen Gedanken näher bringen.
Lass uns den Tag nie in
Streit oder Wortlosigkeit beenden,
sondern die Kraft der
Vergebung soll unseren Lebensbund stärken.
Ich will zu Dir halten,
wenn Du krank bist, und Dir Halt geben bei allen Niederschlägen und
Traurigkeiten Deines Lebens. Ich will Dir helfen und für Dich sorgen und Deine
Hilfe und Sorge dankbar annehmen.
Ich vertraue Dir und will
mit Dir wachsen und reifen in dem Wissen: der Weg wird nicht immer einfach
sein, aber mit Dir ist mein Leben reicher.
(Jens steckt Ulrich den Ring
an.)
Dazu sage ich aus ganzem
Herzen Ja und vertraue auf Gottes Segen.
Segensbitte (Pfarrer
/ Kurat)
Pfr.
Um diesen Segen lasst uns nun bitten:
Kurat
Gütiger Gott, größer als unser Herz,
du bist da, damit wir Menschen
auf der Suche nach Leben
aus deiner Hand
die Erfüllung unserer Sehnsüchte empfangen.
Jedem Menschen bietest du an,
wonach er sucht.
Pfr.
Du hast ein offenes Ohr gehabt
für die Klage deines Volkes in der Unterdrückung
Ägyptens.
Du hast dich hineingegeben in unsere menschliche
Existenz
durch die Geburt deines Sohnes, unseres Herrn Jesus
Christus.
Er lebte ganz für das Wohl der Menschen.
Er gab der Liebe ein Gesicht,
so leuchtend und hell, dass wir es immer vor Augen
haben.
Kurat
Darum bitten wir dich in dieser festlichen Stunde:
Lass dieses Licht leuchten
in der Partnerschaft von Jens und Ulrich.
Gib ihnen Orientierung, wie du sie deinem Volk
gegeben hast
auf seinem Weg ins gelobte Land.
Sei in ihrer Mitte, wie du in der Mitte deines
Volkes bist
von allem Anfang an.
Und wenn ihr Weg in Dunkelheit gerät,
dann erhelle ihn, wie du den Weg deines Volkes in
der Gestalt einer Feuersäule erhellt hast.
Pfr.
Segne mit deiner göttlichen Gegenwart das Leben von
Jens und Ulrich,
lass es reifen in einer Atmosphäre der Liebe und
des gegenseitigen Verstehens.
Schenke ihnen Offenheit im Gespräch und
Gelassenheit im Zuhören.
Gib ihnen den Mut zur Vergebung, wie du Vergebung
gewährst
allen, die dich darum bitten.
Und erfülle sie mit der Kraft, füreinander da zu
sein auch dann, wenn es schwierig ist, denn du bist immer für uns da
in deinem Sohn Jesus Christus, unserem Bruder und
Herrn,
der mit dir und dem Heiligen Geist
lebt und Leben schafft in Ewigkeit.
Alle:
Amen.
Fürbitten:
Priester:
Lasst uns beten zu Gott, der immer bei uns ist:
(1/Gemeinde)
Guter Gott, wir bitten
dich für Ulrich und Jens: Lass sie miteinander Freude und Glück erfahren und
anderen Menschen Hoffnung und Hilfe schenken. Gib, dass sie in Stunden der
Einsamkeit oder der Enttäuschung in der gegenseitigen Liebe feststehen oder
wieder aufeinander zugehen.
(2/Schwester)
Für die Eltern,
Geschwister und Verwandte: Hab Dank für ihre Liebe und ihre Begleitung! Mach
sie stark für neue Herausforderungen, gib ihnen die Gewissheit, dass sie stets
geliebt sind und beschütze sie alle Tage ihres Lebens.
(3/Freundin)
Für die Freunde und die
Freundinnen: Hab Dank, dass es sie gibt und dass stets neue Freundschaften
entstehen! Dass wir uns gegenseitig in Vertrauen und Zuneigung auf unseren
Lebenswegen unterstützen.
(4/Gemeinde)
Für die Gemeinde: Stärke
unser Miteinander, das Verständnis füreinander und hilf uns, dein Wort in
unserem gemeinsamen Tun lebendig werden zu lassen.
(5/Schwester)
Für die Mitmenschen in
Deutschland und in der Welt: Dass Akzeptanz, Toleranz und Friedenswünsche nicht
nur leere Worte sind, sondern in Taten unter den Menschen und den Nationen
sichtbar werden
(6/Freundin)
Für unsere Verstorbenen,
verstorbene Angehörige der Familien, Freunde und Freundinnen: Lass uns durch
diese Feier mit ihnen verbunden sein, schenke ihnen Geborgenheit in dir und das
ewige Leben.
Priester:
Denn du, Gott, bist die
Liebe. Höre auf die Bitten, Wünsche, Träume und die Streitgespräche, die wir in
dein Ohr flüstern oder brüllen, lenke sie hin zum Guten.
Darum bitten wir dich
durch Christus, unseren Bruder, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir
lebt und wirkt in Ewigkeit. Amen.
Mahl des Herrn
Friedensgruß
P: Der
Friede des Herrn sei allezeit mit Euch!
A: Friede
mit uns allen.
Kollekte für diakonische Aufgaben: Café Strich-Punkt -
ein gemeinsames Projekt der AIDS-Hilfe Stuttgart und des
Vereins zur Förderung von Jugendlichen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten
Bereitung
der Gaben (MinistrantInnen)
Lied: Nimm, o
Herr, die Gaben, die wir bringen
Gebet über
die Gaben
Eucharistiegebet
P: Erhebet
eure Herzen! A: Wir erheben sie zum Herrn!
P: Lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott! A: Das ist würdig und recht.
Sanctus (dreimal singen)
Heilig bist Du, Ursprung der Welt
Geheimnis
des Glaubens:
Christus ist gestorben! Christus ist erstanden! Christus wird
wiederkommen!
Großer
Lobpreis: (gemeinsam)
Durch ihn
und mit ihm und in ihm wird dir dargebracht, Gott, allmächtiger Vater, in der
Gemeinschaft des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre, jetzt und in
Ewigkeit. Amen.
Brotbrechen
Lied: In deiner
Schöpfung birgt sich dein Gesicht
Vater
unser
Kommunion
P: Das ist
das Brot des Lebens; das ist der Kelch des Heiles.
A: Darum sind
wir viele ein Leib, denn wir alle haben teil
an dem einen Brot und dem einen
Kelch.
Christi
Leib, für Dich gegeben – Christi Blut, für Dich vergossen. Amen.
Danklied: Komm,
Gott, segne uns, dass wir uns nicht trennen
Bitte um
den Segen
(Priester)
Gott segne euch,
er behüte euch, und beschütze euch vor allem
Unheil.
(Bruder)
Nie sollt ihr euch verlassen fühlen
und widrigen Umständen hilflos ausgesetzt sein.
Er stelle euch jederzeit gute Menschen an die
Seite.
Er lasse sein Antlitz über euch leuchten,
sei euch gnädig
und schenke euch reichlich sein Erbarmen.
(Freundin)
Er schenke euch offene Augen und Ohren,
auf dass ihr allezeit seine Taten und Wunder
erkennt
in den unscheinbaren Dingen des Alltags.
Er gebe euch Mut und Kraft
euren eigenen Weg zu gehen,
den für euch bestimmten Weg zu suchen und zu
finden.
(Gemeinde)
Er mache euch frei von allen inneren Zwängen,
von allem "ihr müsst" und "ihr
sollt",
von allen Erwartungshaltungen anderer:
"man tut" und "es wäre gut,
wenn".
Er schenke euch Frieden und Heil.
Er schenke euch innere Sicherheit und Zuversicht.
(Bruder)
Ablehnung soll euch nicht erschrecken
oder gar betäuben.
Angst soll nicht eure ständige Begleiterin sein.
Er schenke euch ein fröhliches Herz,
ein Lächeln auf euren Lippen,
ein Lachen, das andere mitreißt und frei macht,
und die Gabe, euch selbst nicht zu ernst zu nehmen,
und auch über euch selbst lachen zu können.
(Freundin)
In dunklen Stunden sende er euch einen Stern,
der euch leitet,
in Traurigkeiten Menschen,
die euch trösten.
Er schenke Euch genügend Ruhe.
(Gemeinde)
Herausforderungen sollen auch nicht fehlen,
zündende Ideen und umwerfende Überraschungen
gebe er euch als Zutaten.
(Priester)
Mit seinem Segen sei er euch alle Zeit nahe,
umgebe euch mit seinem Beistand,
auf dass ihr wachsen und reifen könnt
und euren Weg findet.
So bewahre euch alle Gott, der euch ins Leben rief.
Im Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.
Vermeldungen (Kirchenvorstand)
Dankeschön
und Einladung zum Stehempfang (Ulrich
/ Jens)
Sendung
P: Gehet
hin in Frieden. A: Preis und Dank sei unserm Gott.
Schlusslied: Dass du
mich einstimmen lässt