Partnerschafts­segnung

Jens Varoquier & Ulrich Schürrer

Sonntag, den 08. Oktober 2000

alt-katholische Katharinenkirche Stuttgart


 

Partnerschaftssegnung Jens Varoquier & Ulrich Schürrer

08. Oktober 2000

alt-katholische Gemeinde Stuttgart, Katharinenkirche

 

Zelebranten (Zel.): Joachim Pfützner (Pfr.), Wolfgang Siebenpfeiffer

MinistrantInnen (Min.): Michael Weiße, Barbara + Christopher Baker

 

Gottesdienstablauf

Eröffnung

1.  Einzug mit Orgel: Zelebranten + MinistrantInnen
Jens + Ulrich sitzen in erster Reihe neben Priestern

 

O

2.  Eingangslied:
(D20) Herr, wir bitten, komm und segne uns

 

G

3.  Liturgische Eröffnung

Pfr.

þ

4.  Impuls: Einmal werde ich unter den vielen

U/J

þ

5.  Begrüßung

U/J

þ

6.  Kyrie mit Kyrieruf "Herr, erbarme Dich" (Janssens)

Pfr.

O

7.  Gloria-Lied: (C17) Die Herrlichkeit des Herrn (Kanon)

 

O

8.  Gebet des Tages

Barbara

þ

Wortgottesdienst

9.  Lesung Phil 4,4-9

Michael

þ

10.  Zwischengesang: (207) Herr, unser Gott, wie bist ...

Gudrun

O

11.  Hallelujaruf vom Tag (1 Joh 4,12b) Nr. 326,4

Gudrun

O

12.  Evangelium Mt 7,7-12

Wolfgang

þ

13.  Predigt

Pfr.

 

14.  Partnerschaftssegnung
Einführung
Kerzenzeremonie (Mütter, J/U, Pfr.)
Partnerschaftsversprechen
(beim Schlusssatz Ring anstecken)
Segensbitte (Wolfgang/Pfr.)


Pfr.

 

U/J

Zel.


þ

 

þ

 

þ

15.  Fürbitten (Anne / Moni / Uli H.)

 

þ


Mahl des Herrn

16.       Friedensgruß

Zel.

þ

17.       Kollekte (für diakonische Aufgaben: Café Strichpunkt)

 

þ

18.       Bereitung der Gaben

Min.

þ

19.       Lied: (D29) Nimm, o Herr, die Gaben

 

G

20.       Gebet über die Gaben

Zel.

þ

21.       Sanctus: (B9) Heilig bist Du, Ursprung der Welt

 

O

22.       Eucharistiegebet

Zel.

þ

23.       Brotbrechen - Lied: (D41) In Deiner Schöpfung

 

O

24.       Vater unser

 

þ

25.       Kommunion

 

þ

26.       Stille

 

þ

27.       Danklied: (D58) Komm, Gott, segne uns

 

G

28.       Bitte um den Segen (Lutz, Sabine, Berni)

Pfr.

þ

29.       Vermeldungen

KV

þ

30.       Einladung zum Stehempfang

U/J

þ

31.       Schlusslied: (D18) Dass Du mich einstimmen lässt

 

G

32.       Auszug mit Orgel ð Ökumenesaal (Zel., Min., U/J)

 

O

G = Gitarre
O = Orgel

 


Einzug

 

Eingangslied


Eröffnung

 

P: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

A: Amen.

P: Der Herr ist mit uns.

A: Gepriesen ist der Herr, der unter uns ist.

 

Impuls: Gedicht zur Segnung

 

(Ulrich)

Einmal werde ich unter den vielen

einen Freund finden, der bei mir bleibt,

der auf mich wartet, wenn ich fortgehe,

der noch da ist, wenn ich zurückkomme.

 

(Jens)

Er hat Zeit für mich, wenn ich ihn brauche,

er hört zu unabgelenkt,

er ist mir zugewandt in Distanz und Liebe.

 

(Ulrich)

Er hat Vertrauen zu mir, er erwartet Gutes

und lässt sich nicht beirren durch mein Versagen.

Er gibt mir Spielraum und Freiheit zu sein, der ich bin,

er knüpft seine Freundschaft nicht an Bedingungen.

 

(Jens)

Er ist wahrhaftig und täuscht mich nicht,

er sagt mir meine Fehler und Schwächen

zur richtigen Zeit, behutsam und hilfreich.

Er wird mir verzeihen.

 

(Ulrich)

Er hat Sorge und Angst um mich,

wenn ich verzweifelt bin

und nicht den richtigen Weg gehe.

Er behält die Hoffnung, auch wenn ich sie aufgebe.

 

(Jens)

Wenn ein anderer solch einen Freund sucht,

will ich für ihn dieser Freund sein.


Begrüßung                                                                 (Ulrich/Jens)

von Gemeinde, Familien, FreundInnen, KollegInnen und Bekannten

 

Kyrie mit Liedruf                                                             (Joachim)

 

Gloria (Kanon)


Gebet des Tages                                                    (Barbara Lo Bue)

 

O Gott, Schöpfer, der die Welt liebt, wir bringen dir unser Leben dar, unsere Worte und Taten, unsere Hoffnungen und Ängste und unsere Liebe füreinander. Nimm uns an, wie wir sind. Mach uns zu dem, was du von uns willst.

Und - durch die Hilfe deines Heiligen Geistes - ermögliche es uns, ein Zeichen für deine Liebe in der Welt zu sein. Durch Christus unsern Herrn. Amen.

 

 

Lesung (Phil 4, 4 - 9)                                              (Michael Weiße)

aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper

 

4Freut euch im Herrn allzeit. Nochmals will ich es sagen: Freut euch. 5Eure Freundlichkeit werde allen Menschen bekannt: Der Herr ist nah.

6Sorgt euch nicht. Nein: In allem sollen durch das Gebet und das Flehen unter Danksagung eure Bitten vor Gott sich bekunden.

7Und der alles Denken übersteigende Friede Gottes wird in Eins mit dem Messias Jesus eure Herzen und eure Gedanken schirmen. 8Im übrigen, Schwestern und Brüder: Mit allem, was wahr ist, was ehrwürdig, was gerecht, was gottgeweiht, was liebenswert, was wohlberufen, wenn es Gut-Tat und Lob gibt - mit dem rechnet.

9Was ihr gelernt und überkommen, gehört und gesehen an mir - das macht. Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.

 

L: Soweit die Worte der Lesung.

A: Gott, dem Herrn, sei Dank.

 

 


Zwischengesang                                                 (V: Gudrun Wanek)

 

Halleluja-Ruf (1 Joh 4, 12b)                                    (Gudrun Wanek)

V:

 

Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns,

und seine Liebe ist in uns vollendet.                                   A: Halleluja


Evangelium (Mt 7, 7 - 12)                                              (Wolfgang)

 

P: Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus.

A: Ehre sei Dir, o Herr.

 

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

 

7Bittet - so wird euch gegeben. Sucht - so werdet ihr finden. Klopft - so wird euch geöffnet.

8Denn: Jeder Bittende empfängt; und der Suchende findet; und dem Klopfenden wird geöffnet.

9Oder: Wer unter euch ist der Mensch, der - bäte sein Sohn um Brot - ihm gäbe einen Stein? 10Und bäte er um einen Fisch, ihm gäbe eine Schlange? 11Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, um wie viel mehr wird euer Vater - der in den Himmeln - denen Gutes geben, die ihn bitten.

12Alles nun, was ihr wollt, dass die Menschen euch tun, das tut ihnen ebenso. Denn: Das ist das Gesetz und die Propheten.

 

P: Evangelium Jesu Christi.

A: Lob sei Dir, Christus.

A:

 

Predigt                                                              (Joachim Pfützner)

 

Der Gott des Friedens wird mit euch sein

 

Lieber Jens, lieber Ulrich,

liebe Angehörigen und Freunde der Familien Varoquier und Schürrer,

liebe Gemeindemitglieder und Gäste!

 

Beim Nachsinnen über die beiden gerade gehörten Schrifttexte, insbesondere des zuletzt verlesenen Evangeliums, erinnerte ich mich an eine Begebenheit aus meiner Kinderzeit. Ich war damals in der dritten Grundschulklasse, hatte also die Erstkommunion gerade hinter mir und war seitdem stolzer Besitzer eines Fotoapparats. So zufrieden ich zunächst damit war – ich musste bald eine wesentliche Grenze feststellen, nämlich die, dass ich mit diesem Fotoapparat nur Außenaufnahmen machen konnte, während ich für Innenaufnahmen ein Blitzlichtgerät brauchte. Und so wuchs in mir allmählich die Sehnsucht nach einem solchen Blitzlichtgerät. An keinem Fotoladen kam ich vorbei, ohne im Fenster nachzuschauen, was dort an Blitzlichtgeräten geboten war. Meinen Eltern erzählte ich davon, meiner Großmutter und meiner Tante, aber weit und breit war kein Anlass zu sehen, weshalb mir jemand das ersehnte Gerät schenken sollte. Und mein Taschengeldeinkommen betrug damals – Anfang der sechziger Jahre – 1,-- DM pro Woche. Ich musste also sparen, und es dauerte eine lange Zeit, bis ich genügend Geld für die Erfüllung meines Wunsches beisammen hatte. Ich sehe mich heute noch in der Erinnerung am Schaufenster des Fotoladens stehen, wieder und immer wieder, die Nase sehnsuchtsvoll platt gedrückt an der Scheibe, innerlich ausrechnend, wie lange es wohl noch dauern würde, bis ich am Ziel meines Wunsches angelangt war.

 

Wenn ich beschreiben soll, was Sehnsucht ist, fällt mir dieses Bild ein. Dabei ist es eigentlich eine ziemlich materielle Sehnsucht, die es aufgreift, wo das Leben doch ganz andere und sehr viel wesentlichere Sehnsüchte aufkommen lässt: Sehnsucht nach Frieden, nach Gesundheit, nach Anerkennung, nach Liebe. Aber in meiner Erinnerung ist nicht mehr das Blitzlichtgerät das Entscheidende, sondern das Warten darauf: dieses Gefühl, es fehlt etwas, es gibt da eine Leere, es ist etwas noch nicht fertig; ein Gefühl, das ganz tief in uns eine Unruhe auslöst. Sehnsucht: Da steckt das Wort „suchen“ drin, aber auch das Wort „Sucht“. Sehnsucht ist also etwas, das uns ganz und gar ergreift. Die damit verbundene Unruhe ist wie eine Kraft, die uns antreibt, wieder und wieder. Und sie scheint zu bleiben, bis das Fehlende ergänzt, die Leere ausgefüllt, das noch nicht Fertige fertiggestellt ist. Die Zufriedenheit, die dann eintritt, ist allerdings eine nur vorläufige; meistens kommen neue Sehnsüchte in uns auf, so dass wir weiterstreben nach Erfüllungen. Sehnsüchte gehören zu unserem Leben; sie sind ein Zeichen von Lebendigkeit.

 

Die beiden Schrifttexte dieses Gottesdienstes lassen Sehnsüchte anklingen, beide in einem grundsätzlichen Sinn, indem sie auffordern, um Erfüllung der in uns lebenden Sehnsüchte zu bitten, und indem sie verheißen, dass Gott uns geben wird, worum wir bitten. Und genau hier kommt Ihr, lieber Jens und lieber Ulrich, für mich in den Blick. Ihr habt meiner Frau und mir bei unserem Besuch vor einigen Monaten viel von Euch erzählt, und ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage: In Euren Lebensgeschichten spielte die Sehnsucht nach Liebe eine gewichtige Rolle. So verschieden Eure Wege waren – diese Sehnsucht nach Liebe trieb Euch umher, sie ließ Euch jene Unruhe spüren, von der ich eben sprach: Ein großer Suchprozess mit je eigenen und ganz unterschiedlichen Stationen und mit der Entdeckung, die Liebe anderswo suchen zu müssen als sonst üblich, nämlich im gleichen Geschlecht. Eine Entdeckung, die einerseits beglückend ist, weil die Suche nun ein Ziel hat, und die andererseits betrüblich ist, weil sie mit der Hürde vielfältiger Vorurteile zu kämpfen hat, wenn auch die Entwicklung in unserer Gesellschaft positiv verläuft – denken wir nur an die gegenwärtige Diskussion einer Rechtsgrundlage gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, ein – wie ich denke – Meilenstein auf dem Weg zu ihrer allgemeinen Akzeptanz. Der Suchprozess endete schließlich darin, dass Ihr Euch kennen lerntet und näher kamt und dass Ihr aneinander ein gutes Stück jener Erfahrungen machen durftet, die der Eingangstext „Einmal werde ich unter den vielen einen Freund finden“ beschreibt. Die Sehnsucht Liebe hat also eine erste Erfüllung gefunden. Wir konnten dies bei unserem Besuch auch sehr gut spüren.

 

Eine andere Sehnsucht, die Euch umtreibt, hat mit den Hürden zu tun, die ich vorhin andeutete. Was Ihr füreinander empfindet, löst nicht, wie wir das sonst in der Liebe zweier Menschen erleben, nur Sympathie – wörtlich übersetzt: Mitgefühl – aus. Theoretisch sind Euch die Schwierigkeiten auch bewusst, aber in der Praxis tut es weh, wenn die Schwierigkeiten mit Eurer Beziehung nicht irgendwer hat, sondern ausgerechnet Menschen, die Euch wichtig sind und die Ihr lieb habt. Es ist eine bittere Realität, die sich nicht mit Argumenten auflösen lässt, denn die treffen nur den Kopf. Das Herz und der Bauch aber öffnen sich erst, wenn die Liebe sprechen kann. Die Liebe, die einen Menschen annimmt auch dann, wenn er sich als anders erweist, als wir uns das wünschen. Die Liebe, die sich bedingungslos gibt, die sich verschwenderisch verschenkt, einfach um des anderen willen.

 

Diese Liebe hat in Jesus Gestalt bekommen, und sie erzählt von Gott. „Gott ist die Liebe“, formuliert der Erste Johannesbrief (4,16). Und so erleben wir, wie Jesus sich gerade solchen Menschen zuwendet, die ungeliebt sind, weil sie oder ihr Verhalten von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden. Da sind die Zöllner, die als Kollaborateure und Betrüger galten: Trotzdem sitzt Jesus an ihren Tischen und ruft sie in seine Nachfolge. Da sind die Aussätzigen, die regelrecht ausgestoßen waren und sogar noch jedem, der sich ihnen näherte, zuzurufen hatten: „Aussatz! Aussatz!“ Trotzdem berührt Jesus sie. Und da sind die Frauen, die gesellschaftlich bedeutungslos waren und mit denen ein Mann öffentlich nicht sprechen durfte: Trotzdem tut Jesus das, z.B. mit der sogenannten „Sünderin“, die ihm die Füße mit kostbarem Öl salbt, mit der Frau am Jakobsbrunnen, deren Sehnsucht nach Liebe in der Zahl ihrer Männer offenbar wird, und mit der Ehebrecherin, der er öffentlich verzeiht, obwohl das Gesetz des Mose die Steinigung vorschreibt. Und noch eine Begebenheit zeigt diese besondere Art der Liebe Gottes, der Jesus Gestalt gibt: Er bittet um Verzeihung für die, die ihm zu Unrecht ans Leben gehen.

 

Die Trotzdem-Liebe macht uns auf Defizite, auf Unvollkommenheiten aufmerksam. Sie lehrt uns, die Sehnsucht Liebe, die in jeder und jedem von uns wohnt, ernst zu nehmen, so wie Gott sie ernst nimmt durch das Beispiel seines Sohnes. Erst wenn wir in dieser Weise bedingungslos Zuwendung erfahren, um unserer selbst willen und nicht, weil irgend etwas an uns liebenswert erscheint, das sich möglicherweise ja eines Tages nicht mehr als so liebenswert erweisen könnte, erst dann erfahren wir den „Schalom Gottes“, im Deutschen gern mit „Frieden Gottes“ übersetzt, so auch in der Lesung: „Und der alles Denken übersteigende Friede Gottes wird in Eins mit dem Messias Jesus eure Herzen und eure Gedanken schirmen“ (Phil 4,7). „Friede“ dann aber in einem viel umfangreicheren Sinn, also nicht einfach nur verstanden als ein Vermeiden von Streit und Gewalt. Friede dann vor allem im Sinn von Wohlergehen, Glück, Zufriedenheit, Heil.

 

Um dieses „Schalom“ willen, nach dem jeder Mensch sich sehnt, den Gott aber – das ist unser Glaube – für jeden Menschen will – deshalb auch „Schalom Gottes“ – um dieses „Schalom Gottes“ willen begehen wir heute diese vielleicht ungewöhnliche Feier, die für uns aber eben nichts Ungewöhnliches darstellen kann, weil sie dem Weg Jesu folgt, der der Sehnsucht jedes Menschen nach Wohlergehen, Glück, Zufriedenheit und Heil entgegenkommt und sie bedingungslos stillt. Wir erfüllen also durch diese Feier den Willen Gottes für Jens und Ulrich. Und wir dürfen in ihrer Liebe die Gegenwart Gottes ebenso entdecken wie in der Liebe, die erfahrbar wird, wenn Jesus auf Menschen zugeht und sie annimmt, so wie sie sind, und in der Liebe, die die Partnerschaft einer Frau und eines Mannes erfüllt. Die Ehe ist zwar mit anderen Formen der Partnerschaft und Gemeinschaft nicht einfachhin vergleichbar, basiert sie doch darauf, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen und ihm den Auftrag, sich zu vermehren, gegeben hat (Gen 1,27f.; 2,18ff.; Mt 19,4f.; Mk 10,6ff.), doch lässt sich daraus keinesfalls folgen, dass diese anderen Formen, auch die gleichgeschlechtliche Liebe, vor Gott keinen Stellenwert hätten. Liebe hat immer etwas mit der Sehnsucht nach Zuwendung und Annahme zu tun, und auf dieser Ebene müssen wir suchen, wollen wir hier eine Antwort Gottes erfahren.

 

Liebe Schwestern und Brüder, von den in uns wohnenden Sehnsüchten sind wir ausgegangen, die alle zusammen genommen die Sehnsucht nach Leben bedeuten. Für Jens und Ulrich bedeutet Leben, dass ihre Liebe ernst genommen und auch verstanden wird, und: dass sie gelingt, dass sie also wach in ihnen bleibt, um in ihrer Atmosphäre weiterwachsen, also leben zu können. Ein Blick in unsere Gesellschaft zeigt, wie schwierig das ist. Offensichtlich fühlen wir Menschen uns eher in unserem Wachstum durch das Wachstum anderer behindert, und wir meinen, erst dann richtig wachsen zu können, wenn die Konkurrenz ausgeschaltet ist: das Kain-und-Abel-Phänomen. Gott zeigt uns jedoch einen anderen Weg. Er will, dass alle wachsen, dass jeder Mensch Erfüllung findet in seiner Sehnsucht nach Leben. Und er tut, wie in allen Wachstumsprozessen, das Seine hinzu. Augustinus hat diese sehnsuchtsvolle Suche nach Leben und Erfüllung so beschrieben: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, o Gott." So wird der Gott des erfüllten Lebens auch Euch, lieber Jens und lieber Ulrich, begleiten und Euch anbieten, was Ihr braucht, damit Eure Liebe und in ihrer Atmosphäre auch Euer je eigenes Wachstum gelingt. Das setzt Vertrauen voraus, Gottvertrauen, und dieses Gottvertrauen habt Ihr in der Einladung zu dieser Feier bekundet. Es ist Euch auch zugesagt in den beiden Schrifttexten, die Ihr selbst ausgewählt habt. „Sorgt euch nicht“, heißt es da, „rechnet mit allem, was wahr, was ehrwürdig, was gerecht, was gottgeweiht, was liebenswert, was wohlberufen ist“ (Phil 4,6.8). Und: „Bittet, so wird euch gegeben. Sucht, so werdet ihr finden. Klopft an, so wird euch geöffnet... um wieviel mehr wird euer Vater – der in den Himmeln – denen Gutes geben, die ihn bitten“ (Mt 7,7.11). Das ist die Basis für Euren gemeinsamen Weg, es ist die Basis, ihn liebevoll anzunehmen nach dem Beispiel Jesu, und es ist schließlich die Basis für den Segen, der Euch und Eurem gemeinsamen Vorhaben nun zugesprochen werden soll.

 

Amen.

 

 


Partnerschaftssegnung

Einführung                                                                     (Joachim)

„Der Gott des Friedens wird mit euch sein.“ Im Vertrauen auf diese Zusage seht Ihr, Jens und Ulrich, Eure Liebe. Im Vertrauen auf sie wollt Ihr Eure Zukunft gemeinsam gestalten. Es ist in vielfacher Hinsicht kein einfacher Weg, der vor Euch liegt. Als Christen dürfen wir jedoch zuversichtlich sein, dass das Licht der Gegenwart Gottes, das Licht Christi, das seit der Taufe in unserem Leben brennt, niemals verlöscht.

 

Kerzenzeremonie

(vor dem Altar stehen 5 kleinere Kerzen und die Partnerschaftskerze. Nach jedem Abschnitt wird eine kleinere Kerze an der Osterkerze entzündet und wieder abgestellt. Am Schluss entzünden Jens und Ulrich mit ihren Kerzen gemeinsam die Partnerschaftskerze.)

 

1. Kerze (Priester)

Wir leben in mancher Dunkelheit. Wir fühlen uns oft unsicher. Manchmal fürchten wir uns. In der Dunkelheit entzünden wir ein Licht der Hoffnung.

 

2. Kerze (Roswitha Schürrer)

Wir haben alle Sorgen. Wir haben Schmerzen erfahren. Jeder von uns hat Sünden zu bereuen. In unserem Schmerz entzünden wir ein Licht der Vergebung.

 

3. Kerze (Elisabeth Varoquier)

Manchmal sind wir einsam und die Welt erscheint kalt und hart. In unserer Einsamkeit entzünden wir ein Licht der Wärme.

 

4. Kerze (Ulrich)

Wir haben unsere Freuden, unsere Zeiten des Glücks. Wir alle erhalten Geschenke. Deshalb entzünden wir ein Licht des Dankes.

 

5. Kerze (Jens)

Wir empfinden Ehrfurcht, erfahren Wunder und Geheimnisse und den Glanz der Vollkommenheit in unserer unvollkommenen Welt. Dafür entzünden wir ein Licht des Lobpreises.

 

(Ulrich und Jens entzünden gemeinsam die Partnerschaftskerze)

Wir bringen viele Ungewissheiten, viele Sorgen, viele Freuden und so manche Wunder zusammen.

Mögen unsere Lichter zu einer einzigen Flamme werden, damit wir uns alle an ihrer Glut erwärmen können.

    


Partnerschaftsversprechen Ulrich

 


Jens, ich verspreche Dir,

mit Dir eine Lebensgemeinschaft einzugehen.

Ich will Dich aus Gottes Hand nehmen.

Ich danke Dir für das Geschenk Deiner Liebe.

 

Ich will die Liebe, die zwischen uns beiden ist, schützen und bewahren, sie so gestalten, dass sie wächst, sich verändert und vertieft, und alles tun, damit unsere Partnerschaft Bestand hat.

 

Ich wünsche uns, dass wir an der Behutsamkeit mit­einander, an der Wah­r­haftigkeit voreinander und an der Verantwortung füreinander fest­halten.

 

Ich will Dir treu sein und Dir vertrauen.

Ich will Dir ehrlich und achtungsvoll begegnen und in Freud und Leid, in guten und in schwierigen Zeiten zu Dir stehen; ich will mein Leben mit Dir teilen in der Fülle und im Mangel. Ich will Dir helfen und für Dich sorgen und Deine Hilfe und Sorge dankbar annehmen.

 

Ich will mich freuen, wenn Du fröhlich bist, und mit Dir trauern, wenn Du traurig bist. Ich will Deine Interessen und Hoffnungen für die Zu­kunft teilen und Dich an meinen teilhaben lassen.

 

Ich will Dir zuhören, will versuchen, Dich zu verstehen, wenn ich nicht mit Dir einer Meinung bin, und will unsere Partnerschaft durch die Kraft der Vergebung immer wieder erneuern.

 

Ich entscheide mich, mir Dir einen Lebensbund zu schließen.

Ich weiß, der Weg wird nicht immer einfach sein, aber mit Dir ist mein Le­ben rei­cher.

 

(Ulrich steckt Jens den Ring an.)

Das verspreche ich Dir, so wahr mir Gott helfe.

 


Partnerschaftsversprechen Jens

 


Ulrich, ich verspreche Dir,

mit Dir eine Lebensgemeinschaft einzugehen.

Ich will Dich aus Gottes Hand nehmen.

Ich danke Dir für das Geschenk Deiner Liebe.

 

In Liebe und Treue verbunden will ich mit Dir

durch unser beider Leben gehen.

Ich will für unsere Liebe einstehen, sie schützen und bewahren.

Ich will Dir ehrlich und achtungsvoll in Deiner Einzigartigkeit begeg­nen.

 

Ich wünsche uns, dass wir an der Behutsamkeit mit­einander, an der Wahrhaftigkeit voreinander und an der Verantwortung füreinander fest­halten.

 

An jedem Schönen will ich mich erfreuen, an Deinen Erfolgen teil­neh­men und Dich in Deiner Kreativität unterstützen.

Deine Stärken und Deine Schwächen will ich mittragen,

deine Träume und Grenzen kennen lernen.

 

Ein offenes Ohr soll mich stets Deinen Gedanken näher bringen.

Lass uns den Tag nie in Streit oder Wortlosigkeit beenden,

sondern die Kraft der Vergebung soll unseren Lebensbund stärken.

 

Ich will zu Dir halten, wenn Du krank bist, und Dir Halt geben bei al­len Niederschlägen und Traurigkeiten Deines Lebens. Ich will Dir hel­fen und für Dich sorgen und Deine Hilfe und Sorge dankbar anneh­men.

 

Ich vertraue Dir und will mit Dir wachsen und reifen in dem Wissen: der Weg wird nicht immer einfach sein, aber mit Dir ist mein Leben reicher.

 

 (Jens steckt Ulrich den Ring an.)

Dazu sage ich aus ganzem Herzen Ja und vertraue auf Gottes Segen.

 

 

Segensbitte                                                      (Wolfgang / Joachim)

Joachim:

Um diesen Segen lasst uns nun bitten:

 

Wolfgang:

Gütiger Gott, größer als unser Herz,

du bist da, damit wir Menschen

auf der Suche nach Leben

aus deiner Hand

die Erfüllung unserer Sehnsüchte empfangen.

Jedem Menschen bietest du an,

wonach er sucht.

 

Joachim:

Du hast ein offenes Ohr gehabt

für die Klage deines Volkes in der Unterdrückung Ägyptens.

Du hast dich hineingegeben in unsere menschliche Existenz

durch die Geburt deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.

Er lebte ganz für das Wohl der Menschen.

Er gab der Liebe ein Gesicht,

so leuchtend und hell, dass wir es immer vor Augen haben.

 

Wolfgang:

Darum bitten wir dich in dieser festlichen Stunde:

Lass dieses Licht leuchten

in der Partnerschaft von Jens und Ulrich.

Gib ihnen Orientierung, wie du sie deinem Volk gegeben hast

auf seinem Weg ins gelobte Land.

Sei in ihrer Mitte, wie du in der Mitte deines Volkes bist

von allem Anfang an.

Und wenn ihr Weg in Dunkelheit gerät,

dann erhelle ihn, wie du den Weg deines Volkes in der Gestalt einer Feuersäule erhellt hast.

 

Joachim:

Segne mit deiner göttlichen Gegenwart das Leben von Jens und Ulrich,

lass es reifen in einer Atmosphäre der Liebe und des gegenseitigen Verstehens.

Schenke ihnen Offenheit im Gespräch und Gelassenheit im Zuhören.

Gib ihnen den Mut zur Vergebung, wie du Vergebung gewährst

allen, die dich darum bitten.

Und erfülle sie mit der Kraft, füreinander da zu sein auch dann, wenn es schwierig ist, denn du bist immer für uns da

in deinem Sohn Jesus Christus, unserem Bruder und Herrn,

der mit dir und dem Heiligen Geist

lebt und Leben schafft in Ewigkeit.

 

Alle:

Amen.


Fürbitten:

 

Priester:

Lasst uns beten zu Gott, der immer bei uns ist:

 

(1/Anne)

Guter Gott, wir bitten dich für Ulrich und Jens: Lass sie miteinander Freude und Glück erfahren und anderen Menschen Hoffnung und Hilfe schenken. Gib, dass sie in Stunden der Einsamkeit oder der Enttäuschung in der gegenseitigen Liebe feststehen oder wieder aufeinander zugehen.

 

(2/Moni)

Für die Eltern, Geschwister und Verwandte: Hab Dank für ihre Liebe und ihre Begleitung! Mach sie stark für neue Herausforderungen, gib ihnen die Gewissheit, dass sie stets geliebt sind und beschütze sie alle Tage ihres Lebens.

 

(3/Uli H.)

Für die Freunde und die Freundinnen: Hab Dank, dass es sie gibt und dass stets neue Freundschaften entstehen! Dass wir uns gegenseitig in Vertrauen und Zuneigung auf unseren Lebenswegen unterstützen.

 

(4/Anne)

Für die Gemeinde: Stärke unser Miteinander, das Verständnis füreinander und hilf uns, dein Wort in unserem gemeinsamen Tun lebendig werden zu lassen.

 

(5/Moni)

Für die Mitmenschen in Deutschland und in der Welt: Dass Akzeptanz, Toleranz und Friedenswünsche nicht nur leere Worte sind, sondern in Taten unter den Menschen und den Nationen sichtbar werden

 

(6/Uli H.)

Für unsere Verstorbenen, verstorbene Angehörige der Familien, Freunde und Freundinnen: Lass uns durch diese Feier mit ihnen verbunden sein, schenke ihnen Geborgenheit in dir und das ewige Leben.

 

Priester:

Denn du, Gott, bist die Liebe. Höre auf die Bitten, Wünsche, Träume und die Streitgespräche, die wir in dein Ohr flüstern oder brüllen, lenke sie hin zum Guten.

Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Bruder, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und wirkt in Ewigkeit. Amen.


Mahl des Herrn

 


Friedensgruß

P: Der Friede des Herrn sei allezeit mit Euch!

A: Friede mit uns allen.

 

Kollekte für diakonische Aufgaben: Café Strich-Punkt -
ein gemeinsames Projekt der AIDS-Hilfe Stuttgart und des
Vereins zur Förderung von Jugendlichen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten

 

Bereitung der Gaben                                               (MinistrantInnen)

Gebet über die Gaben

 

Eucharistiegebet:


Sanctus (dreimal singen)

Geheimnis des Glaubens


Großer Lobpreis

 

Brotbrechen


Vater unser

 

Kommunion

 

P: Das ist das Brot des Lebens; das ist der Kelch des Heiles.

A: Darum sind wir viele ein Leib, denn wir alle haben teil
     an dem einen Brot und dem einen Kelch.

 

Christi Leib, für Dich gegeben – Christi Blut, für Dich vergossen. Amen.

 

Danklied

 

Bitte um den Segen

 

(Priester)

Gott segne euch,

er behüte euch, und beschütze euch vor allem Unheil.

 

(Lutz)

Nie sollt ihr euch verlassen fühlen

und widrigen Umständen hilflos ausgesetzt sein.

Er stelle euch jederzeit gute Menschen an die Seite.

Er lasse sein Antlitz über euch leuchten,

sei euch gnädig

und schenke euch reichlich sein Erbarmen.

 

(Sabine)

Er schenke euch offene Augen und Ohren,

auf dass ihr allezeit seine Taten und Wunder erkennt

in den unscheinbaren Dingen des Alltags.
Er gebe euch Mut und Kraft

euren eigenen Weg zu gehen,

den für euch bestimmten Weg zu suchen und zu finden.

 

(Berni)

Er mache euch frei von allen inneren Zwängen,

von allem "ihr müsst" und "ihr sollt",

von allen Erwartungshaltungen anderer:

"man tut" und "es wäre gut, wenn".

Er schenke euch Frieden und Heil.

Er schenke euch innere Sicherheit und Zuversicht.

 

(Lutz)

Ablehnung soll euch nicht erschrecken

oder gar betäuben.

Angst soll nicht eure ständige Begleiterin sein.

Er schenke euch ein fröhliches Herz,

ein Lächeln auf euren Lippen,

ein Lachen, das andere mitreißt und frei macht,

und die Gabe, euch selbst nicht zu ernst zu nehmen,

und auch über euch selbst lachen zu können.

 

(Sabine)

In dunklen Stunden sende er euch einen Stern,

der euch leitet,

in Traurigkeiten Menschen,

die euch trösten.

Er schenke Euch genügend Ruhe.

 

(Berni)

Herausforderungen sollen auch nicht fehlen,

zündende Ideen und umwerfende Überraschungen

gebe er euch als Zutaten.

 

(Priester)

Mit seinem Segen sei er euch alle Zeit nahe,

umgebe euch mit seinem Beistand,

auf dass ihr wachsen und reifen könnt

und euren Weg findet.

So bewahre euch alle Gott, der euch ins Leben rief.

Im Namen des Vaters und des Sohnes

und des Heiligen Geistes. Amen.


Vermeldungen                                                      (Kirchenvorstand)

 

Dankeschön und Einladung zum Stehempfang                  (Ulrich / Jens)

 

 

 

 

 

Sendung

Schlusslied:

2.          Und du reichst mir das Brot, und du reichst mir den Wein
und bleibst selbst, Herr, mein Begleiter.

3.          Und du sendest den Geist, und du machst mich ganz neu
und erfüllst mich mit deinem Frieden.

4.          Und nun zeig mir den Weg, und nun führ mich die Bahn,
deine Liebe zu verkünden!

5.          Gib mir selber das Wort, öffne du mir das Herz,
deine Liebe, Herr, zu schenken!

6.          Und ich dank‘ dir, mein Gott, und ich preise dich, Herr,
und ich schenke dir mein Leben!