S t u t t g a r t (idea) - In
Stuttgart hat erstmals eine Partnerschaftssegnung von zwei Schwulen
stattgefunden. Sie fand im Oktober in der Alt-katholischen Kirche statt. Nach
Angaben von Pfarrer Joachim Pfützner beteiligten sich die beiden jungen Männer
am Fürbittegebet in einem normalen Gottesdienst. Dabei hätten sie um den Segen
Gottes gebeten, sich einander Liebe, Treue und Verantwortung versprochen und
danach den Segen zugesprochen bekommen. Anschließend hätten sie sich
gegenseitig Ringe angesteckt und einen Kuß gegeben. Laut Pfützner sind die
beiden Schwulen aktive Gemeindemitglieder. Eine Gemeindeversammlung habe
bereits vor mehreren Jahren erklärt, auch Homosexuelle zu akzeptieren. Man respektiere,
daß manche Menschen sexuell anders empfinden als die Mehrheit. Als Christen
hätten sie das Recht, um den Segen Gottes zu bitten. Dieser sei eine göttliche
Handlung, die Menschen nicht verweigern dürften.
Die Synode der Alt-katholischen
Kirche bat 1997 die Gemeinden, “sich um ein Klima der Toleranz und der
Offenheit gegenüber homosexuell lebenden und liebenden Menschen zu bemühen”.
Aufgrund dieser Erklärungen habe die Gemeindemehrheit der Partnerschaftssegnung
zugestimmt, sagte Pfützner gegenüber idea. In seiner Predigt habe er darauf
hingewiesen, daß Jesus niemanden ausgrenze. Gemeindemitglieder, die die Segnung
ablehnten, hätten “stille Toleranz” geübt, indem sie an diesem Gottesdienst
nicht teilnahmen. Eine Spaltung unter den 560 Gemeindemitgliedern habe es nicht
gegeben. Die Alt-katholische Kirche trennte sich nach dem Ersten Vatikanischen
Konzil 1870 von der Römisch-katholischen Kirche, weil sie das Dogma von der
Unfehlbarheit des Papstes ablehnte. Sie hat in Deutschland rund 25.000
Mitglieder und ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK).
(141/2000/3)
Quelle:
idea-Pressedienst Nr. 141 vom
16.11.2000
Evangelische Nachrichtenagentur
idea (Informationdienst der Evangelischen Allianz e.V.)